In unserem Küchenregal – über der Getreidemühle – stehen Hafer-, Dinkel-, Einkorn-, Hirse- und Roggenkörner. Daneben Sonnenblumen, Kürbiskerne und Leinsamen. Wenn ich etwas davon für unsere Mahlzeiten brauche, wird es frisch gemahlen und dann weiterverarbeitet. Im Frühling nehme ich eine Hand voll Leinsamen uns streue sie in ein Beet, dann erfreuen wir uns an den schönen blauen Blüten, die sich bei jedem Windhauch bewegen. Im Herbst, wenn wir einen Baum oder Strauch setzen, geben wir eine Hand voll Roggenkörner unten ins Pflanzloch: die Energie beim Keimen des Roggens kommt der Pflanze zugute.
Diese beiden Vorgänge sind nur möglich, weil Lein und Roggen noch „lebendig“ sind und zusammen mit Wasser keimen und sich entwickeln können. Bei Roggenmehl, egal welcher Ausmahlungsgrad oder Leinsamenschrot, ist das nicht mehr möglich. Wenn ich zuhause mahle, sind die Zeit und der Weg für weitere Verluste der Vitalstoffe am geringsten.
Kauft man im Supermarkt Mehl, Weizen oder Roggen, dann erhält man nur den Mehlkörper des Korns. Die Randschichten und der Keim, die die meisten Vitalstoffe enthalten, wurden entfernt, damit das Mehl nahezu endlos haltbar ist für die Zeit des Transports und die Zeit im Regal. Es ist so präpariert, dass es mit Wasser angerührt, der ideale Kleister zum Basteln von Drachen ist.
Ein Vitalstoff ist laut Duden ein „Wirkstoff (z. B. Vitamin, Mineralstoff), der für den Aufbau und die Funktionen der lebenden Zellen und des gesamten Organismus notwendig ist.“ Grundsätzlich werden Vitalstoffe als Mikronährstoffe bezeichnet, im Gegensatz zu den Makronährstoffen Eiweiß, Fett und Kohlehydrate.
Die Bezeichnungen haben sich im Laufe der Jahre und im Zuge neuerer Erkenntnisse geändert. Häufig werden dann der alte und der neue Begriff nebeneinander verwendet, z.B. wurde das Leben im Darm lange Zeit als Darmflora bezeichnet, weil man glaubte, Bakterien und andere Mikroorganismen gehören ins Pflanzenreich. Heute wird das Leben im Darm als Darm – Mikrobiom bezeichnet: „im engeren Sinn ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen gemeint, die ein vielzelliges Lebewesen natürlicherweise (d. h. ohne Auslösung von Krankheitssymptomen) besiedeln“(Wikipedia).
Zurück zu den Vitalstoffen: In der unbelebten Natur kommen sie nicht vor, sie müssen von Bakterien, Pflanzen oder Tieren gebildet werden. Die Vitalstoffe werden in mehrere Gruppen unterteilt:
Vitamine
Vitamine sind organische Verbindungen, die unser Organismus für alle lebenswichtigen Funktionen benötigt- z.B. zur Blutbildung, zum Aufbau von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen, zur Stärkung des Immunsystems, zum Stoffwechsel.
Bei der Bezeichnung der einzelnen Vitamine werden Großbuchstaben verwendet. Von Vitamin B gibt es 8 verschiedene, sie werden unter der Bezeichnung Vitamin – B – Komplex zusammengefasst. Man braucht von den einzelnen Vitaminen meist sehr wenig: z.B. von Vitamin B12 max. 3µg pro Tag – 3 Millionstel Gramm – . B12 ist für den Stoffwechsel von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten notwendig, ebenso für die Blutbildung u.a. chemischen Vorgänge.
Wir unterscheiden zwischen wasserlöslichen und fettlöslichen Vitaminen:
Wasserlöslich sind z.B. Vitamin C und die B – Vitamine. Wir nehmen sie in Obst und Gemüse zu uns. Im Körper sind sie in wasserhaltigen Bereichen zu finden, z.B. im Blut und den Zellzwischenräume. Sie können –außer B12 – kaum gespeichert werden.
Fettlösliche Vitamine A, D, E, F (ungesättigte Fettsäuren) können gespeichert werden.
Sehr wichtig ist das richtige Verhältnis der Vitamine untereinander- sonst kommt es zu Störungen. Das bedeutet, wenn wir Vitaminpräparate nehmen, bringen wir das Verhältnis aus dem Gleichgewicht. Solche Präparate sind nur sinnvoll, um bei einem konkreten Krankheitsbild vorübergehend zu unterstützen.
Vitamine reagieren sehr unterschiedlich auf äußere Einflüsse wie z.B. Hitze, Luft und Licht.
Vitamine sind Bausteine der Enzyme. Manchmal erfüllen sie die gleichen Aufgaben wie Enzyme (siehe unten).
Mineralstoffe und Spurenelemente
Mineralstoffe sind die Mineralsalze. Jede Zelle von Pflanze, Tier oder Mensch ist auf Mineralsalze angewiesen. Ohne sie ist kein Zellaufbau möglich.
Wir unterscheiden Natrium -, Kalium -, Calcium und Magnesiumsalze.
Das Kochsalz – Natriumchlorid – ist mit 0,9% im Körper vorhanden – die anderen Salze in wesentlich geringerer Konzentration. Das Verhältnis der Salze im Blut ist untereinander im immer gleich – egal, wie die Zufuhr aussieht.
Spurenelemente – auch Mikroelemente genannt-werden in noch kleineren Mengen als Mineralstoffe benötigt. Zu ihnen gehören z.B. Eisen und Jod. Wir kennen Eisenmangel –die Anämie oder Störungen der Schilddrüse bei Jodmangel als Unter – oder Überfunktion.
Enzyme ( früher Fermente genannt)
Enzyme sind in lebenden Zellen gebildete Verbindungen zur Steuerung des Stoffwechsels. Alle Enzyme sind Eiweißstoffe (Proteine) und damit empfindlich gegen Hitze/Fieber. Enzyme nehmen bei über 40° Schaden, ab 50-60 ° sind sie unwirksam. Aminosäuren sind die kleinsten Bestandteile der Enzyme. Unser Körper spaltet zugeführtes Eiweiß auf in einzelne Aminosäuren und setzt sie zu körpereigenen Verbindungen zusammen.
Ohne Enzyme ist die Stoffumwandlung in den Zellen nicht möglich. Jedes Enzym hat eine bestimmte Aufgabe – es ist der Schlüssel, die PIN zu einer einzigen chemische Reaktionen. Einige Enzyme kann der Mensch mit Hilfe von Mikroben im Darm selber bilden – andere müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Diese werden essentiell, lebensnotwendig genannt.
„Ein normalgewichtiger Mensch, 170 cm groß, besteht ca. aus 30 Billionen Zellen, sein Organismus aus ebenso vielen Mikroben (Bakterien, Viren, Pilze)“, so steht es in „Unsere Nahrung, unser Schicksal“ / Dr. Bruker. Giulia Enders schreibt in „Darm mit Charme“ von bis zu 100 Billionen Mikroben, kleinen Leben, die uns Menschen innerlich und äußerlich besiedeln.
Bei Lebensmitteln wie Sauerkraut, Joghurt, Käse, Bier, Wein sehen wir das Ergebnis der Aktivität von Enzymen außerhalb des menschlichen Organismus, ihre Fähigkeit umzuwandeln.
Ungesättigte Fettsäuren – früher Vitamin F
Sie sind lebensnotwendig (essentiell) für die reibungslose Veratmung, den Stoffwechsel der Nahrung zu den Endprodukten Kohlendioxid und Wasser (siehe Beitrag über die Erdbeere). Enthalten sind sie in Pflanzen (Leinsamen, Sonnenblumen, Walnüssen u.a.) und daraus kalt gepressten Ölen oder im Öl fetter Fische (Makrele, Lachs). Die ungesättigten Fettsäuren sind beweglicher als gesättigte und halten damit auch unser Gehirn „beweglicher“.
Aromastoffe
Aroma – oder Geschmacksstoffe machen Appetit und bringen die Produktion der Verdauungssäfte in Gang. Beim Anblick eines gerne gegessenen Lebensmittels „läuft uns das Wasser im Mund zusammen“, „tropft uns der Zahn“. Hier im Mund beginnt – bei gründlichem Kauen – der Verdauungsvorgang. Alle weiteren Verdauungsvorgänge werden dann von unserem Organismus selbstständig eingeleitet und ausgeführt.
Faserstoffe
Faserstoffe werden auch Ballaststoffe genannt. Es sind unverdauliche Vielfachzucker (Zellulose). Sie sind verantwortlich für die Darmbewegung (Peristaltik) und die Verweildauer im Darm.
Das waren die verschiedenen Vitalstoffgruppen. Wie die Zusammensetzung und Gewichtung in einem Lebensmittel – dem Apfel – aussieht, können Sie in der Tabelle über die Nährstoffe des Apfels finden:
https://www.gesundheits-fakten.de/apfel-in-der-ernaehrung-inhaltstoffe-kalorien-und-vitamine/ |
Hier sehen Sie deutlich die wohlausgewogene Zusammensetzung der verschiedenen Vitalstoffe. So enthalten etwa 100g Apfel 85g Wasser, 12 mg Vitamin C, 6,00 mg Calcium und 0,12mg Eisen und 1,6 µg (neben all den anderen vorhandenen Vitalstoffen).
Dabei handelt es sich um den Wissensstand vom November 2018. Dieser kann heute – nur zwei Jahre später – schon wesentlich weiter sein. Wenn wir also in einen Apfel beißen, ist es letztlich unerheblich die Details zu kennen – denn es ist ALLES drin, ob wissenschaftlich erforscht oder noch nicht.
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“- stellte Aristoteles fest.
Folgen wir dieser Aussage am Beispiel des Apfels: Welches Wunder sind unsere Lebensmittel- ebenso wie unser Organismus, der das Beste aus dem Angebot macht. Würden wir alle bisher bekannten Inhaltsstoffe eines Apfels zusammenfügen, so wäre es doch kein Lebens – Mittel, denn das Leben würde fehlen.
Der Mensch ist ein Biotop und keine Edelstahlspüle, die man keimfrei halten kann. Es geht darum, das menschliche Biotop in seiner Gesamtheit zu stärken, damit es weiterleben kann, und zwar gesund. Die lebensnotwendigen Vitalstoffe sind in einer vollwertigen Ernährung enthalten (siehe Beitrag Kollath Tabelle), in Lebensmitteln, die auf gesunden Böden gewachsen sind.
Essen und kauen Sie mit Freude Ihren frischen Salat, einen Apfel, Rettich oder ein Schnittlauchbrot: es ist alles drin – wenn es niemand vor Ihnen bearbeitet bzw. “veredelt“ hat.
Als Bücher zum Thema empfehle ich:
Max-Otto Bruker – Gesund durch richtige Ernährung – Kleinschrift
Max-Otto Bruker – Unsre Nahrung, unser Schicksal
Hans-Ulrich Grimm – Die Suppe lügt
Hans-Ulrich Grimm- Die Ernährungslüge
Ilse Gutjahr – Mit Vollkorn in Bestform
Ilse Gutjahr – Die vitalstoffreiche Vollwertkost
Ilse Gutjahr/Christel Beck – Einfach selbst gemacht
Gerda Wurster – Auch dazu ward ihm der Verstand
Ich habe viele Bücher zum Thema Gesundheit/ Ernährung und ich leihe Sie gerne unverbindlich und kostenlos aus. Melden Sie sich ungeniert, wenn Sie sich ins Thema einlesen möchten oder sich eine Umstellung Ihrer Ernährung überlegen.
Links: www.food-detektiv.de
www.gesundheitsberater.de
https://gesundheitsberater.de/virus-wahn-zensur-auf-youtube/
Im nächsten Blogbeitrag geht es um die Erzeugung biologischer Lebensmittel